Lieberose & Stadtleben

Vor dem 10. Jahrhundert

Eine Besiedlung unserer Region hat es bereits in der Bronze- und Eisenzeit gegeben, früheste Siedlungsspuren der sogenannten Lausitzer Kultur belegen dies. Die Bewohner, wahrscheinlich vom Stamm der Illyrier, errichteten in strategisch günstiger Lage eine Fluchtburg, die ihnen den schnellen Rückzug hinter schützende Erdwälle ermöglichte und noch heute als „Altes Schloss“ zu erkennen ist.

Während der Völkerwanderungszeit vollzogen sich bedeutende Veränderungen innerhalb der Siedlungsbereiche und slawische Stämme wurden hier sesshaft.

Mit der Ostausdehnung des deutschen Kaiserreiches unter Otto I. kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. Bereits im 10. Jahrhundert waren Teile der Niederlausitz durch den Markgrafen Gero erobert und gewaltsam christianisiert worden.

 

10. bis 15. Jahrhundert

Der Ort Lieberose selbst wird erstmals 1272 und 1295 urkundlich erwähnt und verweist auf die sorbischen Ursprünge. Die früheren Schreibweisen Lubraz, Luboraz oder Luberase leiten sich vom Wortstamm Lubu ab, was im Altslawischen so viel wie Kahn oder Baumrinde bedeutet, was wiederum eine Gründung an schiffbaren Gewässern nahelegt.

Lubraz ist als Handelsort, geschützt durch eine Burgwarte, an der Kreuzung wichtiger Handelswege angelegt worden. 1301 wird diese Siedlung als „Oppidum et castrum Lubraz“, den Herren von Strehle gehörend, in einer Urkunde aufgeführt. Bereits ein Jahr später verlieh Markgraf Diezmann der Niederlausitz dem Ort Lieberose die Rechte und Privilegien einer deutschen Stadt.

Wenige Jahre später musste Diezmann die Lausitz aus finanziellen Schwierigkeiten an die Markgrafen von Brandenburg verkaufen, bereits 1306 belehnte Kaiser Albrecht I. Hermann und Waldemar von Brandenburg mit der Niederlausitz. 1336 wurde Markgraf Ludwig mit dem „hus zu Lubraz“ belehnt, was wiederum bestätigt, dass sich neben der Stadt bereits eine Burg oder ein Herrenhaus befand. Mehrfach wechselten in der Folgezeit die Besitzer, bis 1519 die Brüder Jacob und Richard von der Schulenburg die Herrschaft Lieberose erwarben. Über 400 Jahre lang prägten die Schulenburgs die Entwicklung der Stadt entscheidend mit.

 

16. bis 19. Jahrhundert unter den Grafen von der Schulenburg

Mehrfach wurde Lieberose Opfer von Stadtbränden. 1557 bestimmte Joachim von der Schulenburg den Italiener Thadäus Paglion mit dem Umbau des Herrenhauses in ein repräsentatives Renaissanceschloss, welches in der Folgezeit mehrfach verändert wurde. Unter Georg Anton von der Schulenburg, der 1734 in den Reichsgrafenstand versetzt wurde, erhielt das Schloss sein heutiges barockes Aussehen.

Seit dem Prager Frieden 1635 gelangte die dünnbesiedelte Niederlausitz an Sachsen und das bisherige Ackerbürgerstädtchen Lieberose erhielt den Charakter einer kursächsischen Residenzstadt. Der Aufschwung währte jedoch nicht lange, die territoriale Grenzlage, die kargen Böden und die durch die Standesherrschaft betriebene Politik verhinderten weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Langjährige Erbstreitigkeiten und eine ständige Geldnot der Grafen von der Schulenburg führten zum Niedergang der Herrschaft, die ihre Haupteinnahmequelle im Holzeinschlag sahen.

 

20. Jahrhundert bis heute

Das Stadtbild selbst hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert, die Bebauung stammt überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Neben dem Ackerbau waren Kleingewerbe und Handwerk die beherrschenden Erwerbszweige.

Ansatzweise setzte um 1900 eine industrielle Entwicklung mit der Errichtung von Sägewerken, Ziegeleien und dem Anschluss an das Eisenbahnnetz ein.

Der II. Weltkrieg hat auch im Ortsbild Spuren hinterlassen - Teile des Schlosses, die Stadtkirche und Bürgerhäuser wurden zerstört. In der Nachkriegsentwicklung haben Kreiswechsel und der sowjetische Truppenübungsplatz die Randlage weiter beeinflusst.

Seit 2003 gehört die Stadt zum Amt Lieberose/Oberspreewald.